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Kann Friedrich Merz Kanzler?

26. Februar 2020 von Kopfgrippe

Die Methode Merz

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Die Methode - Merz

Neuss (gpd) - Friedrich Merz, 64, ehemals Black Rock ( mächtiger Big Player der geopolitischen Strippenzieher) Aufsichtratsvorsitzender hat sich was vorgenommen.

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Mister Feelgood kann, er will Kanzler und war auch schon zu Schulzeiten ein taffer Rebell:

„In Brilon war ich mit „Fünfen“ – wenn ich mich richtig erinnere in Englisch und Mathematik – sitzen geblieben, wegen einiger grundlegender Meinungsverschiedenheiten in disziplinarischen Fragen war mir ein Schulwechsel nahe gelegt worden.“

-Friedrich Merz

Geschätzer Multimillionär, Merz, mit dieser typisch deutschen Understatement Performance. Er lacht viel, unser Friedrich. Stammt er doch aus wohlhabenden Kreisen. Sein Großvater, Bürgermeister seiner Stadt, Brilon. Weltmetropole im Hochsauerlandkreis mit 25.417 Einwohnern. Es ist gemütlich auf der Intensivstation im örtlichen Maria Hilf Heitek-Krankenhaus, während die Lerchen über Gott, Welt und Dächer pfeifen.

“Hier geht die Lutzi ab“, sagt der 98jährige rüstige Rentner Rudi und „der Nachmittags-Kaffe erst, mit der trockenen Scheibe Pumpernickel“, er schwärmt. Man kann verstehen, warum es Herrn Merz hier so gut gefällt, ist er doch von Patrizierfamilien Brilons und den furchtlosen Hugenotten abstammend.

Blaues Blut durchfließt nicht nur durch den Abgeordneten-Terminator aus dem Hochsauerlandkreis zwischen Hoppecke und dem Möhnetal, sondern auch durch ganz Brilon, Ende Februar.

Hier kommt zusammen was zusammen gehört. Buchstäblich, Bilderbuchhaft.

Funfakt: Sagen sie im betrunkenem Zustand 10 mal „Brilon“ ohne jedweden Fehler und ich schicke ihnen eine Danksagung vom örtliche Tante Emma Laden von Tante Emma. „Hier kann man auf 5,4 qm trödeln und sich auf die Weltherrschaft vorbereiten.“, resümiert Emma Müller keck und nicht ohne Stolz, zeigt sie mir ihr Repetiergewehr unter der Theke. „Für die von Unten, sie wissen ja...“.

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Auszug aus der Karriere des Friedrich Merz:

Er wechselte auf das Friedrich-Spee-Gymnasium in Rüthen, wo er im Jahr 1975 die allgemeine Hochschulreife erwarb. Bis 1976 leistete er seinen Grundwehrdienst bei der Panzerartillerie ab.

Als Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung studierte Merz von 1976 bis 1982 Rechtswissenschaft an der Universität Bonn sowie an der Universität Marburg.

Quelle - Wikipedia

Man sieht, nicht nur sozialschwache Erwachsene werden staatlich gefördert, nein, hier gilt, Qualität vor Quantifizierung. Die Konrad Adenauer Stiftung (Parteinahe Institution) ist breit aufgestellt und Förderungen beruhen auf nachhaltiger Forschung und gewünschter Entwicklung wie man anhand der Stipendiaten ade erkennen kann.

Sie steht ideell der Christlich Demokratischen Union nah und wird überwiegend durch Mittel des Bundes/Länder finanziert. Im internationalen Vergleich gilt Sie als führender Think-Tank (Denkfabrik) Deutschlands und als einer der einflussreichsten Think-Tanks der Welt.

Der illustre Kreis umfasst zum Beispiel:

Peter Altmaier (nein, er ist jünger)

Philipp Amthor(nein, er ist älter)

Uwe Barschel (Ja, Badewanne)

Thomas Bellut (Funk Pate)

Friedrich Merz (will Kanzler)

Thomas de Maizière (mag keine Sümpfe)

Armin Laschet (will Kanzler)

Karl Lauterbach (Volkserzieher)

Anette Schavan (mag kein plag)

Markus Söder (hält Bayern rein)

Alice Weidel (kann AfD - ?)

Christian Wulf (war mal was)

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Brilon, romantisch und volksnah wie sein Bürgermeister. Dr. Christof Bartsch, der ist nämlich guten Mutes, wie man auf der Brilonesiger Heimseite im Internetz nachlesen kann:

„Sehr geehrte Brilonerinnen und Briloner, verehrte Gäste!“ Da steckt doch schon im Klappentext der Duft des Multimilliadärs, geschweige Brilonärs drin.

Hier finden, kann man alles. Kneipen mit Wasser oder, nur mit Herrengedeck. Fachwerkhäuser neben pittoresken Gässchen, die gutbürgerliche Pension Olsberg für knapp 50 Euro DZ mit Einbau-Schrank und Spiegelei oder das internationale Flairwaldhotel Schinkenwirt, was schon reichhaltig Promis beherbergte, wie Karl Ranseier, Max Mustermann oder Nils Holgersson. Einen doppelten Espresso im Café Starke oder nur eine Abfahrt weiter unten, wo Platz für eine gemütliche Doppelhaushälfte wäre, plus Saugroboter Konrad.

Hier in Brilon, ist die Welt noch in Ordnung

Da stammt er Herr, der sympathische Friedrich Merz, der, der gerne mal einen gepflegten Herrenwitz erzählt, zumeist über der 5% Hürde. Ein besonderes Schmankerl erwartet den Kurkneipengast abseits der Apres Ski Pisten.

Hier in Brilon, herrscht nämlich tatsächlich ein Hauch von Silikonvalley und  Cupertino.

„Der Google Campus schaute sogar ein wenig neidisch“ schrieb die örtliche Washington Post, hier sogenannt „geopolitischer Sauerlandkurier“, als Brilon im Januar 2020 ein nagelneues WLAN Netzwerk bekam und man nun sogar in jeder Wohnung surfen darf. „Und das ohne Wellen, haha“, scherzte Peter Raditzki, Ortsvorstand und zahlendes Gründungs-Mitglied des Kegelclubs „Wilde Herzen e.V.“.

„Erst letztes Jahr, wurden wir 6 bei der Sauerlandkreismeisterschaft der Kreismeister in Detmold-Süd in der Altersgruppe 60+“, erwähnt er stolz. Wieviele mitmachten? „Das ist doch egal, es geht ja nicht ums gewinnen oder sechste Plätze“, winkt Peter demütig ab. Eine sympathische Stadt, diese Brilonäre.

“Früher“, sagt die charmante Conny und meint damit bis 2019. „Da mussten wir immer nach Nuttlar mit dem Fiaker, wenn ich mal was bei Amazon bestellen wollte“. Warum sie da nicht direkt bei “Platten Willi“ oder dem beliebten „Elektrofachmarkt Antares - Im und Export“ einkaufte? Conny Winkler rümpft ihre weltoffene Nase. „Nein, wir in Brilon gehen mit dem Zeitgeist der Moderne“ und sie drückt beherzt auf den Bestellvorgangsbutton des Bestellvorgangs.

Man spürt halt, Merz und Brilon, dies ist mehr als eine Heimat, da ist ein ganzes Königreich was darauf wartet erobert zu werden. „Wenn nicht heute, dann morgen oder eben später“, sagt der örtliche IT Spezialist Heiko Leitung, auch unter Freunden „Langer“ genannt. “Zwar haben wir hier weder Flugtaxis noch Glasfaser, aber der Anfang mit einem 1000 Ping, 2300kb Upload und 17.5MB Download ist gemacht“. Er blickt wehmütig in die Ferne, als er vom letzten Jahr erzählt, als das letzte Faxgerät im Spätherbst 2019 auf der städtischen Mülldeponie landete.

“Das war ganz schön anstrengend“, er, Heiko, schaut ein wenig betroffen wie zu Kindheitstagen, als ihm der freche Friedrich im Unterricht immer den Radierer an den Kopp warf.

„5 Elemente des Lebens nach Kneip“ und ein „infrastrukturell vollfunktionstüchtiges Heitek WLAN Netzwerk (Wish Bestellung - reduziert von 21.000,- auf 98,50,-), zeugen von einem Wandel der Zeit, jedoch nicht auf Kosten anderer Tugenden wie Kegeln, Jagen, Baden oder Wasser treten“, fügt Heiko etwas gehetzt hinzu, so, als ob er sich ängstigt, dass ich ihn auslache, hier, zwischen Salzkotte und dem Usselner Strandparadies.

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...später Nachmittag

Pauline Kastenmaier, Inhaberin des Friseursalons „Kurz oder Knabe“ und Astrochannel Tarot Expertin findet Brilon kommt in dieser Doku zu schlecht weg und fügt unter Protest hinzu:

„Hörens ma mein Kerle, es könnte noch viel dicker kommen, wenn wir erst Zuganbindung nach Nuttlar-Süd haben, dann steht dem weltweiten Tourismus nichts mehr im Wege“

Frau Schlakowski, mit 137 Jahren Dorfälteste und Medium, ergänzt 10 Meter später und zeigt rüber zu Frau Kastenmeier, wischt sich mit der flachen Hand von links nach rechts vor den Kopf. „wirr...verstehen...uns“, sagt sie leise und verschwörerisch.

“Aber der Friedrich, der war schon als Kind was besonders, ich gab ihm immer ein Werthers Echte, dann wurden seine Wänglein ganz rot und er sagte ganz stolz: „Danke Frau Schlakowski, kann ich noch eins für den Willy haben und später erfuhr ich, dass er das 2te an den Schulzes Willy immer verkaufte und seines an Gustav von Münster, dem Dorfpfarrer. Der kleine Schlinkel.“

„Eine Stadt ein Held - kein Scherz der Merz“, so lautete der Slogan seines ersten Wahlplakates °44...und wie verkraftet er es, soweit weg von Frau Kastenmeier die Geschicke des Landes zu leiten und wie sieht’s eigentlich Willy, der trotz Heimlichgriff 1998 von Dorfpfarrer Gustav an seinem zweiten Werthers Echte erstickte?

Er, Friedrich, steht für Aufbruch in der CDU und er, Friedrich, will keinen Satz, sondern das Spiel gewinnen. Da pumpt noch jugendlicher Leichtsinn durch seine Adern, wenn er zum Discofox ansetzt. „Helene und ich, wir sind so“. Und dann strahlt er so keck wie damals, als er Helene Müller das Ständchen „Hoch auf dem gelben Wagen“ auf seiner Blockflöte darbot. Ein Wildfang unser Friedrich.

Hoffen wir also, dass es kein allzu langes sein wird, das Spiel, weil mit 64, fängt das Leben halt längst noch nich an.

(Photo - Modelagentur Eisenbiegel, Brilon)

Kg, 26.02.2020