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Hamburger Schulproblem gelöst, Schulsenator und Wirtschaftsvertreter jubeln

7. März 2019
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Der Hamburger Schulsenator hatte sich jahrelang mit Schlafproblemen geplagt, der Druck von Großkonzernen, die sich in Hamburg ansiedeln wollten, aber keine adäquaten Flächen erwerben konnten, war einfach zu groß. Nach einem der unzähligen Abendessen mit Vertretern der Wirtschaft und einer Nacht im Fresskoma kam dem Politiker nun endlich der entscheidende Einfall.

Auf einer eilig am Morgen anberaumten Pressekonferenz teilte der Schulsenator voller Stolz mit: "In Altona wird die erste Hyper-Mega-Schule eröffnet." Im Grenzgebiet der Stadtteile Ottensen und Bahrenfeld gebe es ein geeignetes Hochhaus, das einfach umfunktioniert werde. Die Schulen der umliegenden Stadtbezirke Altona, Eimsbüttel, Mitte und Harburg könnten ihm zufolge bereits nächsten Montag in das 20stöckige Gebäude einziehen. Indem man die Aufteilung der Großraumbüros beibehalte, würden mindestens 100 Kinder in eine Klasse passen. So könne man zusätzlich auch gleich Lehrpersonal einsparen.

Die Tiefgarage werde kosteneffizient als Schulhof genutzt. Da es unterirdisch mehrere Etagen gäbe, sei garantiert, dass alle 4.000 Schüler in der Pause genügend Kellermief einatmen könnten, um danach erfrischt die Treppen bis in den 20. Stock zu erklimmen und in die nächste Lerneinheit zu starten. Die Schüler könnten zwar nur dicht aneinander gedrängt gemeinsam auf dem Schulhof verweilen, doch dies sehe der Schulsenator nicht grundlegend als Problem. Es sei eine Mode der letzten Jahre, den Wert des kindlichen Bewegungsdrangs unnötig zu überhöhen. Es sei vielmehr wichtig, dass die zukünftigen Bürger von Hamburg schon von klein auf lernten still zu halten.

Auch den Einwand die Schulwege könnten zu lang werden, ließ der Schulsenator nicht gelten. In anderen Ländern seien Kinder froh, überhaupt in die Schule gehen zu dürfen. Selbst kilometerlange Wege würden die Kinder dort mit großer Freude zurücklegen.

Im Eilverfahren würden nun die gesetzlichen Vorgaben zum Denkmalschutz angepasst um das Gebäude doch noch vor dem viel zu teuren Abriss zu bewahren.

Am Abend stießen der Schulsenator und Hamburgs erster Bürgermeister dann bei einem Festbankett in der Elbphilharmonie mit Wirtschaftsvertretern und Lobbyisten auf den neuen Deal an. Diese freuten sich, dass nun endlich die Schulgebäude zugunsten wirtschaftlicher Interessen gänzlich abgerissen würden und Platz machten für das was die Menschen schon lange in ihren Wohnquartieren missen mussten: Geschäftsgebäude, Konsumtempel und Industrieanlagen.

Der geniale Einfall des Schulsenators lässt sich also ohne weiteres als Win-Win-Win-Situation bezeichnen. Die stolze Hansestadt kann auf diese Weise Unsummen für den Neubau von Schulen einsparen, freiwerdende Flächen gewinnmaximal verkaufen und der Schulsenator kann endlich wieder in Ruhe schlafen.

fpa