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Karneval » Eskalation » Satire » Koblenzer CDU Politiker Knopp wünscht sich Prügelstrafe zurück
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Koblenzer CDU Politiker Knopp wünscht sich Prügelstrafe zurück

23. Februar 2017 von Wolfgang Bergmann
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Satire ist Geschmackssache, keine Frage. Als der Koblenzer Karnevalsprinz Christian Johann (Mitglied der unabhängigen Wählervereinigung "Schaengel für Koblenz") die erste Strophe des Deutschlandlieds bei einer Karnevalsveranstaltung anstimmte, daraufhin hunderte Anwesende irritiert reagierten und im Anschluss die Rhein-Zeitung darüber berichtete, da war die Welt für CDU Lokalpolitiker Ernst Knopp aus Koblenz noch in Ordnung und die Sache für ihn aus der Welt. Der Prinz hat sich schließlich höflichst entschuldigt.

Die PARTEI Koblenz griff den Vorfall jedoch auf und kommentierte ihn sachlich mit einem Facebook Bild "Hier könnte ein Karnevalsprinz aus Koblenz hängen" und einem liebevoll gemeinten "fick dich" in Richtung des Prinzen. Das Bild ist eine Abwandlung des bekannten Die PARTEI Plakates "Hier könnte ein Nazi hängen", welches man von zahlreichen Laternenpfahlen in Koblenz kennt. Auch der Ostdeutsche Anzeiger berichtete gestern in dem Zusammenhang, nachdem zwischenzeitlich ein Kreisverband der AfD aus Sachsen den Prinzen zum gemeinsamen Singen eingeladen hat.

Einigen Personen aus Koblenz ging diese sachlich geführte Auseinandersetzung der Spaßpartei Die PARTEI jedoch zu weit. So auch Ernst Knopp, Stadtratsmitglied in Koblenz und Sprecher der PKK (Planungsgemeinschaft Koblenzer Karneval). Er antwortete der Partei die PARTEI in Form eines Gedichts, mit dem Titel "Die Wixxer", welches dann deutlich unter die Gürtellinie zielte, wie erneut die Rhein-Zeitung berichtete.

Auszug aus dem Gedicht:

„Dafür ihr Lieben, ich sage es euch unverholen,
Sollte man euch den Hintern mal versohlen!
Aber so, wie man es aus der antiautoritäten Erziehung ja kennt,
Haben dies Eure Eltern bereits schon sehr früh verpennt!

Ihr solltet wissen, diese Art von Humor ist kein Witz!
Beim Scheißen soll Euch treffen doch der nächste Blitz!
Für mich seid ihr nur Bauernfänger, Taschenspieler und Trickser.
Ich sag es einfacher: Eigentlich nur kleine dumme W...“

Karneval hin oder her: Dieses unsägliche Gedicht aus der Feder des Knopp-Verlags ist geschmacklos und gehört sich nicht! Das Züchtigungsrecht in Deutschland wurde im Jahr 2000 ersatzlos abgeschafft, da damals festgestellt wurde, dass Kinder ein "Recht auf gewaltfreie Erziehung" haben. Herr Knopp von der CDU Wallersheim sieht das offenbar anders. Das ist jedoch insofern nicht weiter verwunderlich, da im Jahr 2000 alle Parteien für das neue Gesetz votiert haben, mit Ausnahme von CDU und CSU. Der Redaktion ist nicht bekannt ob Herr Knopp selbst Kinder hat, Nachwuchs geplant ist, oder ob er Kontakt zu Kindern pflegt, die er gerne züchtigen möchte.

Entsprechend fallen auch die Reaktionen auf sein Gedicht aus. Ein Facebook Nutzer schreibt dazu: "Antwort auf gleichem Niveau? Schlammschlacht geht weiter... Schade". Eine andere Nutzerin meint: "Die PARTEI als geschmacklos bezeichnen und sich selbst klar und deutlich pro körperliche Züchtigung auszusprechen finde ich geschmacklos. Ich weiß ja das die CDU etwas veraltete Werte hat, aber wir leben im Jahr 2017 und körperliche Gewalt ist nie der richtige Weg.".

Gegenüber der Rhein-Zeitung sagte Herr Knopp vorwurfsvoll:

„Die Reaktion zu Ihrem Artikel führt nun im Netz zu den wüstesten Beschimpfungen des Prinzen sowie der Koblenzer Karnevalisten, was uns sehr bestürzt.“ und „Irgendwann sollte es doch mal gut sein.“

Er wollte sich augenscheinlich nicht die "gute Karnevalsstimmung" kaputt machen lassen, nur weil sein volksnaher Karnevalsprinz mal kurz 1939 auspackte. Da ist es natürlich naheliegend, ein so staatsmännisches Gedicht mit dem Titel "Die Wixxer" zu verfassen, welches die Lyrikkompetenz eines Neunjährigen widerspiegelt und gleichzeitig die Prügelstrafe für eben diesen Neunjährigen fordert. Mehr Doppelmoral geht nicht!

Es scheint, als wird der Karneval in Koblenz derzeit von Lokalpolitikern missbraucht um veraltete und streng konservative Anschauungen unter die Leute zu bringen, frei nach dem Motto "An Karneval wird man das doch noch sagen dürfen". Erst singt der Prinz "Deutschland, Deutschland über alles ..." und nun wird mit einem dreifachen OLAU Stimmung gemacht für die Wiedereinführung der Körperstrafe.

Das eine reine Spaßpartei wie "Die PARTEI" andere (höhere) Maßstäbe bei ihrer Kommunikation ansetzt, sollte selbst jedem halbwegs intelligenten Kommunalpolitiker einleuchten. Daher ist jeder Versuch einer Konfrontation zum Scheitern verurteilt.

Mittlerweile hat sich auch Horst Seehofer bei Twitter zu Wort gemeldet und verurteilt seinen Kollegen aus Koblenz scharf:

Horst Seehofer
@CrazyHorst
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Hio! Bzgl: #knoppgate => Der größte Bauernfänger bin immer noch ich bitteschön! Dieses CDU Mitglied, Ernst Knopp aus Koblenz, sollte sich daher für dieses Gedicht in Grund und Boden schämen. #fail Blunz Blauz – hei hei!
22. Februar 2017 - 20:11 Uhr
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In Mainz beispielsweise ist die Welt noch in Ordnung. Dort werden Rechtspopulisten von Büttenrednern kritisiert, woraufhin die Rechten sich dann mit Beleidigungen und Drohungen an die Redner wenden. So kennt man das. So ist es richtig.

Vor etwa genau einem Jahr, viel bereits das bis dahin hoch angesehene CDU Mitglied Daniel Wilms aus dem Ortsverband Koblenz-Süd deutschlandweit unangenehm auf und wurde letztendlich ausgeschlossen, nachdem dieser gegen die Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Wahlkampf hetzte. Unter anderem schrieb er damals (ebenfalls) bei Facebook, sie solle doch "Erwerbsminderungsrente beantragen und abtreten" und sie würde nur "auf der behinderten Mitleidsschiene" fahren. Malu Dreyer ist seit einigen Jahren auf den Rollstuhl angewiesen, da sie an Multiple Sklerose leidet. Der Shitstorm war damit vorprogrammiert. Jeder sah ihn kommen - nur Daniel Wilms nicht. Wird Ernst Knopp das gleiche Schicksal ereilen?

Die Partei Koblenz teilte uns auf Anfrage mit, sie prangert aufgrund des neuerlichen Vorfalls die Verrohung der Kommunikation durch CDU-Mitglieder auf Facebook sehr deutlich an und man erwägt eine Petition in den Bundestag einzubringen.

Nach diesen Entgleisungen gegen Behinderte und nun auch Kinder, stellt sich zudem die Frage, ob dieses Verhalten innerhalb der Koblenzer CDU pathologischer oder gar epidemischer Natur ist.

Anm. der Redaktion: Dies war ein Gastbeitrag von Wolfgang Bergmann. R.I.P. Digga