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Politik » Cum-Ex » Scholz » Beim Verhör verhört: Cum-Ex-Skandal um Scholz vor Aufklärung
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Beim Verhör verhört: Cum-Ex-Skandal um Scholz vor Aufklärung

11. Dezember 2024 von Brenda Brumswick
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Reinwein (dpd). Die schwierige juristische Aufarbeitung des Cum-Ex-Skandals ist zuletzt ins Stocken geraten, doch ein beiläufiges Interview einer kleinen Lokalzeitung (wir berichteten), das sich zwischen Olaf Scholz und dem Volontär entspann, scheint nun Licht in die Dunkelheit zu bringen. Darin fragte der ansonsten für den ortsansässigen Fünftligisten zuständige Journalist den amtierenden Bundeskanzler, ob er sich bei Cum-Ex denn nun wirklich an gar nichts erinnern könne. Dieser antwortete: "Nein, ich habe damals so viele Comics gelesen, da kann ich mich nun wirklich nicht an jeden einzelnen erinnern." 

Für aufmerksame Beobachter:innen kommt diese Meldung nun nicht überraschend: Bei den Befragungen des Parlaments, in Interviews und auch vor Gericht wirkte Scholz häufig sichtlich irritiert und gab schulterzuckend von sich, dass er sich nicht erinnern könne. Böse Zungen aus der Satirebranche und vor allem Oppositionspolitiker:innen nutzten diese Aussage gerne, um den SPD-Politiker zu verunglimpfen oder aber um sich über seine Sieblöchrigkeit lustig zu machen. Tatsächlich scheint Olaf Scholz die Frage aber bloß missverstanden zu haben. Auf die Warburg angesprochen, soll Scholz Reue und Einsicht signalisiert haben. Er sei froh, das Kapitel Warburg-Syndrom samt Fieber und Gliederschmerzen hinter sich zu haben. Zudem plane er in nächster Zeit nicht, die altehrwürdige Universitätsstadt noch einmal zu besuchen. 

Die Schuld an dem Missverständnis sieht Scholz indes nicht bei sich. Vielmehr müsse nun genau überprüft werden, wer dafür verantwortlich sei, dass die Fragen so unpräzise und irreführend gestellt worden seien. Der Kanzler wittert gar eine "Kampagne der FDP", die sich so auch "zwischen den Zeilen im Praktikanten-Papierchen, genannt D-day", nachlesen lasse.

Sollte es sich nun bewahrheiten, dass Scholz einzig und allein akustische Schwierigkeiten hatte, könnte das auch dem weihnachtlichen Wahlkampf einen neuen Schwung verleihen. So soll Habeck sich bereits gemeldet und eine Comic-Börse für Politiker:innen im Reichstag vorgeschlagen haben. In seinem Ressort werde noch geprüft, heißt es, inwiefern die deutschen Bürger:innen dazu verpflichtet werden können, einen Comic zu kaufen, wenn sie sich ein neues Buch anschaffen wollen. Passend dazu plane Lindner ohnehin bereits eine Autobiografie als Comic. Und auch Oppositionsführer Friedrich Merz soll angeboten haben, seine privaten Prinz-Eisenherz-Comic-Sammlungen in Millionenhöhe leihweise zur Verfügung zu stellen, sollte es der Aufklärung um Cum-Ex dienlich sein. Die AfD kündigte sogar an, sachdienliche Comics, durch die Politiker:innen jedweder Couleur überführt werden könnten, in Zukunft, sollte sie im kommenden Jahr an einer Regierungsbildung beteiligt sein, nicht mehr verbrennen zu wollen. Darauf habe man sich mit Björn Höckes Lesezirkel verständigt.

Damit habe der Skandal nun doch sein Gutes, so der Lokalredakteur. Denn schließlich hätten Opposition und Regierung nie einträchtiger zusammen gearbeitet als nach seinem Interview mit Scholz. Dies zeige einmal mehr, wie sehr Lesen verbinde.