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Niedersachsen: Regierung beschließt Man Catcher für die Landespolizei

29. März 2025 von Sergej Fährlich
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Hannover Paukenschlag bei den Nachbarn im Norden! Die Rot-Grüne Regierung hatte am 28.03.2025 im Landtag mit knapper Mehrheit beschlossen, dass jede Polizeistreife mit sogenannten Man Catcher ausgerüstet werden. Bis November 2025 müssen alle Streifenwagen mit Man Catchern ausgestattet sein.

Die Begeisterung ist riesengroß bei den Gesetzgebern. "Wir haben im Innenausschuss heftig darüber diskutiert. Manche haben sich davon distanziert, aber wir haben es für uns ausgefochten und somit neue Chancen für die Polizei und für die öffentliche Sicherheit aufgesperrt.", so ein Sprecher aus dem Landtag in Hannover.

Speere für die Streife

Worum geht es überhaupt? Bei den sogenannten Man Catchern (Englisch für "Mannfänger") handelt es sich um speer-ähnliche Geräte, mit denen aufgebrachte Menschen eingefangen werden können. So können Messerangriffe abgewehrt werden, ohne dass man selbst sich in Gefahr bringt. Je mehr Man Catcher gleichzeitig eingesetzt werden, umso größer werden die Erfolgschancen.

Man Catcher gibt es dabei in unterschiedlichen Größen, um Torso oder Gliedmaßen von Angreifern zu fixieren, oder auch kleine Menschen. Das Mobile Einsatzkommando (MEK) in Deutschland setzt diese Apparate bereits zum Einfangen flüchtiger Personen ein. In Asien gehören Man Catcher zur gängigen Ausstattung eines jeden alltäglichen Geschäfts. Nun soll es auch zur Standardaustattung der Deutschen Polizei in Niedersachsen werden.

Zuspruch sucht man allerdings vergebens bei den Bediensteten. "Diese Geräte bergen neue Herausforderungen für unsere Kollegen", so ein Sprecher einer deutschen Polizeigewerkschaft. "Diese Stangen sind unhandlich, gefährlich in ungeübten Händen, und wenn zuwenige Kollegen vor Ort am Einsatz sind, sind diese auch noch ineffizient. Darüber hinaus müssen sämtliche Kollegen für den Umgang mit diesen Gegenständen geschult werden, was organisatorisch zu neuen Herausforderungen führt.". Zudem ist der Beschaffungsbedarf enorm groß, sodass die flächendeckende Ausrüstung für jedes Einsatzfahrzeug und Hubschrauber erst im Verlauf mehrerer Jahre abgeschlossen werden kann.

Es regt sich was im Apparat

Um den Bedarf zu decken, und den neuen Herausforderungen mit der Beschaffung zu begegnen, werden die Kataloge der Anbieter durchgeforstet. Man erhoffe sich Bauarten zu finden, die platzsparend oder mehrteilig zusammengesetzt werden können, oder eine Sekundärfunktion erfüllen, um bereits bestehendes Material zu ergänzen oder gar zu ersetzen.

Zweifel kommen allerdings bei der Praktitabilität und mit der Aufbewahrung auf. So schreibt ein Nutzer im Internet: "Der Kofferraum ist im normalen Funkstreifenwagen schon so voll gepackt mit nötigem Kram, dass die Einsatztaschen auf die Rückbank müssen. Ich wüsste nicht, wo da der Man Catcher hin soll.". Nun erhoffe man sich kompakte oder gut zugängliche Aufbewahrungsmöglichkeiten, wie vorne am Kühlergrill oder oben hinter der Blaulichtanlage.

Auch bald in Köln?

Die Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen beobachten mit großer Aufmerksamkeit die laufende Entwicklung im Norden. "Ich würde das Thema nicht einmal mit einer 2 Meter langen Stange anfassen wollen" wird ein Mitarbeiter einer Polizeibehörde zitiert, der unerkannt bleiben möchte, und bietet alternative Lösungsansätze an: "Man kann diese Geräte für den öffentlichen Raum integrieren, indem man öffentlich zugängliche Man Catcher installiert, mit denen sich Passanten im Falle eines Messerangriffes ausrüsten können. Das wäre vergleichbar wie die Rettungsringe, die an Kaianlagen in Häfenstädten zugänglich gemacht werden. In einigen Gegenden unserer Stadt kann sich die Aufstellung dieser Geräte durchaus lohnen".

Die Schwarz-Grüne Landesregierung in Düsseldorf hält sich bedeckt. Im Innenministerium freue man sich über den Gedanken einer Einsatzhundertschaft, die mit Man Catchern und Schilden eine "ordentliche Phalanx" bilden könne. Aber innerhalb der Koalition herrscht dennoch eine gewisse Skepsis vor.

Widerstand aus unerwarteter Stelle

Unerwarteter Zuspruch für die ablehnende Haltung mancher Beamten kommt ausgerechnet von Menschenrechtsorganisationen. Dort regt sich Widerstand gegen eines der größten Ausrüster im ostasiatischen Raum, nämlich Men-Xen-Fang. Neben den Man Catchern in offener Gabelform sowie mit geschlossenem Kreis und Fangnetz, bieten sie auch andere Stangengeräte an. Der Hersteller wirbt mit dem Katalog für weitere Applikationen, die allerdings stark an Folter erinnern. So steht eine Variante des Man Catchers im Angebot, das über einen integrierten Elektroschocker verfügt, mit dieser Stromstöße in die fixierte Person geschickt werden können. Eine andere Variante wird mit der Bezeichnung "Flutschfinger" beworben. Wer sich diese Funktion nicht erahnen kann, kann sich hier über ein Werbevideo des Herstellers ein eigenes Bild machen.