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Volksbühne Berlin: Die Zeit heilt alle Wunden

9. August 2017
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Geht der Streit um die Volksbühne in Berlin Mitte in eine neue Runde?

Mit einer ungewöhnlichen Verlautbarung hat sich der neue designierte Intendant und Nachfolger von Frank Castorf, Chris Dercon auf die anhaltende Kritik an dem von ihm geführten Haus und nicht zuletzt auch seiner Personalie zu Wort gemeldet.

Seit Montagabend prangen die Worte TIME HEALS ALL WOUNDS (Die Zeit heilt alle Wunden) in großen silbernen Lettern aus Heliumballons vor der Fassade des Theaters am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin.

Wie Dercon in einer Pressemitteilung verlautbaren ließ handele es sich dabei um ein Symbol der "ausgestreckten Hände" an seine Kritiker um den schwelenden Zwist endlich zu begraben. "Es gibt diesen deutschen Begriff den ich sehr mag und den ich allen zurufen möchte, die noch uneins mit der Neuausrichtung der Volksbühne Berlin sind - Schwamm drüber. Lasst uns gemeinsam nach vorne schauen. Denken wir neu."

Wie Dercon weiter sagte müsse jetzt die notwendige Erneuerung und Öffnung des Hauses für alle Berliner im Mittelpunkt stehen. Natürlich würden nicht immer alle Prozesse für alle Beteiligten reibungslos ablaufen. Aber nicht zuletzt die deutsche Geschichte habe gezeigt, dass es sich lohne, den Blick nach vorne zu richten.

"Open your hearts for THE NEW EXPERIENCE. Feel the universal energy. History is history. Time heals all wounds." heißt es in der Erklärung weiter.

Ob sich die zuletzt vor allem in den sozialen Medien lautstarken Gegner seines Konzepts damit zufrieden geben werden wird sich zeigen. Immerhin scheinen die anhaltenden Rufe nach einer Neubewertung erste Reaktionen der Berliner Politik zu zeigen. Nach einer Online Petition mit über 35.000 Befürwortern will sich das Abgeordnetenhaus nach der Sommerpause erneut mit dem Thema befassen.

Zudem scheint es hinter den Kulissen eine Einigung hinsichtlich der Vertragslaufzeit von Dercons Intendanz gegeben zu haben. Wie der für die Ernennung Dercons zuständige ehemalige Kulturstaatssekretär Tim Renner am Rande einer Diskussionsveranstaltung am Montagabend mitteilte, sei der Vertrag mit Chris Dercon "in beiderseitigem Einvernehmen von 5 auf vorerst 3 Jahre reduziert worden". Danach könne man weiter sehen.

Zu den sich daraus ergebenden finanziellen Rahmenbedingungen wollte Renner sich auch nach Nachfrage nicht äußern. Möglicherweise kommen auf die hoch verschuldete Stadt noch weitere erhebliche Kosten zu.

Symbolträchtig war die Aktion der im Wind flatternden Ballonbuchstaben auf jeden Fall - es stehen weiterhin stürmische Zeiten an.